Kleinbahnen

Der Begriff „Kleinbahn“ wird in der Umgangssprache häufig als Synonym für Schmalspurbahnen, Sekundärbahnen oder Parkeisenbahnen verwendet. Als Schmalspurbahnen werden Eisenbahnen bezeichnet, deren Spurweite kleiner als die Normalspur mit 1.435 Millimeter ist. Der Bau und Betrieb von Kleinbahnen erfolgte nach vereinfachten Vorschriften und meist durch privatrechtliche Gesellschaften, an denen jedoch in zahlreichen Fällen der Staat, die Provinz oder die Kommunen maßgeblich beteiligt waren. Schmalspurbahnen waren einfacher und billiger zu bauen als Normalspurbahnen. Durch die geringere Spurweite konnten engere Kurvenradien gefahren werden, was in engen Tälern häufig für die Entscheidung der Schmalspur führte. Die kleineren und leichteren Fahrzeuge ermöglichten auch eine sparsamere Dimensionierung des Oberbaus.

 

In Deutschland hatten die Schmalspurbahnen ihre große Zeit ab 1880 bis zur Entwicklung des Lastkraftwagens. Die Schmalspurbahnen waren auch als Feldbahnen oder Waldbahnen in großer Zahl in allen Bundesländern unterwegs. In den Gebirgen, wie z. B. im Harz, kamen sie wegen schwieriger Geländebedingungen zum Einsatz. Bereits vor dem Zweiten Weltkrieg wurden in Deutschland die ersten Schmalspurstrecken stillgelegt und abgebaut. Später folgten viele weitere Schmalspurstrecken, zunächst vor allem in der Bundesrepublik und ab 1960 zunehmend auch in der DDR. Die wenigen verbliebenen Schmalspurbahnen in Deutschland dienen heute meist touristischen Zwecken oder sind Museumsbahnen. Allein in Sachsen es sieben Schmalspurbahnen, fünf Parkeisenbahnen und viele Feldbahnen. Das größte Schmalspurnetz in Europa, auf dem regelmäßig Dampflokomotiven verkehren, befindet sich im Harz. Die Harzer Schmalspurbahnen betreiben dort drei Strecken auf einer Spurweite von 1.000 Millimeter. Es sind die Harzquerbahn von Wernigerode nach Nordhausen, die Brockenbahn von Drei Annen Hohne hinauf zum Brocken und die Selketalbahn von Eisfelder Talmühle nach Quedlinburg auf insgesamt 140 Kilometer Länge. Heute sind noch 25 Dampflokomotiven sowie 10 Triebwagen und 12 Diesellokomotiven im Einsatz. Damit ist die Harzer Schmalspurbahn die Größte unter den Kleinen!

 

In Österreich gibt es sechs verschiedene Spurweiten von 381 Millimeter bis 1.000 Millimeter. Klein-, Feld- oder Waldeisenbahnen gibt es nicht nur in Europa, sondern auch in Asien, Amerika und Australien. Rekorde auf schmaler Spur werden in Südafrika mit einer Höchstgeschwindigkeit von 245 km/h erreicht, mit 660 Waggons und 16 Lokomotiven fährt dort auch der längste Zug. Das größte Schmalspurnetz der Welt betreibt die South African Railway, heute Spoornet, mit einer Spurweite von 1.067 Millimeter. Es hat eine Ausdehnung von knapp 24.000 Kilometer. Das Land, welches das dichteste Eisenbahnnetz weltweit besitzt, ist die Schweiz, gefolgt von Tschechien. Die Karten zeigen Nostalgie aus der Welt der Kleinbahnen mit ihren dampfenden Wunderwerken von gestern.